AFRIKA-JAGD IM FOKUS: MINOX RS-4 IM HÄRTETEST
In den Weiten Südafrikas
Afrika - alleine der Klang dieses Namens beflügelt die Fantasie eines jeden Jägers. Afrika, das sind schier unendliche Weiten, der Wechsel von gleisendem Licht und dichtem Schatten, von Staub, Hitze und sich ständig ändernden Entfernungen. Diese stetig wandelnden Bedingungen setzen hohe Maßstäbe an die Ausrüstung besonders die Optik. Umso gespannter war ich im Vorfeld der Reise nach Zululand in Südafrika, als ich das Paket öffnete und das MINOX RS-4 in der Ausführung 2.5 -10 x 50 in den Händen hielt.
Erster Eindruck
Out of the box – Das Glas wirkte in seiner Anmutung schon schlüssig und sauber verarbeitet. Mit seinen 660 Gramm und seiner Gesamtlänge von etwas unter 35cm wirkte es nicht überdimensioniert. Die matt schwarze Oberfläche verlieh ihm ein angenehmes Finish. Der erste Blick hindurch, am heimischen Küchentisch, überzeugte mich auf Anhieb. Bis in den Randbereich war das Bild klar, kontrastreich und hell. Alles wirkte in der Haptik edel und gut abgestimmt vom Vergrößerungswechsel, Parallaxeeinstellung bis zur Einstellung des Leuchtpunkts. Die verwendete Fiberoptik ermöglichte einen fein einstellbaren Leuchtpunkt erstrahlen zu lassen, der Randscharf und sehr gut sichtbar war. Mein Zwischenfazit war ziemlich schnell gezogen: Das ist ein Universalglas aller erster Güte! Mit einem breiten Grinsen wanderte es schnell in den Rucksack und am nächsten Tag in den Flieger.
Vor Ort
In Südafrika angekommen, war man erstmal von den Eindrücken übermannt. So viele waren es, dass ich erst einmal alles verarbeiten musste.
Getreu dem Motto: „Erst die Arbeit dann das Vergnügen“, musste das Glas noch montiert werden.
Die Vorbereitung
Auf dem Hauseigenen Schießstand war die Sauer 505 im Kaliber .308 Win. schnell auf ein paar Sandsäcke aufgelegt und fertig zur Montage. Dann der erste Schock, natürlich hatte ich Zuhause vergessen den Leuchtpunkt auszuschalten. Doch beim Blick durch die Optik und dem Verstellen der Leuchtintensität erstrahlte weiterhin hell und klar. Hier hatte die Abschaltautomatik für mich mitgedacht. Glücklicherweise deaktivierte sich der Leuchtpunkt nach drei Stunden und meine Battereikapazität wurde nicht erschöpft.. Dicker Pluspunkt.
Zügig war das Zielfernrohr mit dem 30mm Tubusdurchmesser vormontiert und grob ausgerichtet. Die Dioptrineinstellung war selbsterklärend, die Parallaxeeinstellung ab 10m ließ sich einfach anpassen und folglich war der Augenabstand ebenfalls schnell eingestellt und das Absehen in Lot und Waage ausgerichtet.
Der Abgleich zwischen Laufseelenachse und der Lage des Ansehens war schnell durchgeführt. Schon beim Einstellen der Vergrößerung fiel mir das opulente Sehfeld auf. „Wollen wir es probieren?“, fragte mich der Berufsjäger. Die Kugel geladen und die Vergrößerung stand bei 8-Facher Vergrößerung. Das Absehen in der zweiten Bildebene lag ruhig auf meiner Scheibe. Der Schuss brach und der Treffer war 8cm hoch und 6cm rechts.
Erster Einsatz
Erst jetzt bemerkte ich die scharfen Klick-Einstellungen. Die Klicks waren sauber, nicht zu schwergängig gut hörbar und leicht ablesbar. Fertig für den nächsten Schuss. Während ich repetierte meinte mein Berufsjäger mit seinem afrikaans klingendem Deutsch: „Passt- Bullseye“. Mit dem dritten Schuss zur Bestätigung war die Waffe eingeschossen - Loch an Loch. Das gab vertrauen. Schon wanderte sie in das Futteral auf der offenen Ladefläche des Pick-Ups und es ging los. Spannende Pirschgänge folgten die nächsten Tage. Der ständige Wechsel der Gegebenheiten von Dornen-Dickbusch mit Schussentfernungen von maximal 30 Metern bis zu offenen Flächen, die schier endlos schienen, suchten wir nach den passenden Stücken Wild.
Auf der Pirsch
Gleich beim ersten Pirschgang kam es zur Bewährungsprobe. Wir fuhren an einem kleinen Rudel Impala Kahlwild vorbei. Unser Tracker Vincent murmelte auf Zulu unserem Berufsjäger etwas zu, auch wenn ich nichts verstand, war die Message klar: Da ist ein Stück, das passt. Nach etwa 300-350m hielt der Geländewagen an und der Berufsjäger erklärte uns seine Taktik. „Mach dich fertig“ war die Anweisung. Ich nahm mein Gewehr aus dem offenen Futteral, bereits darauf gefasst, dass ich erstmal Staub und Sand vor der Linse hätte aber Nichts. Es war bereits nach 16 Uhr und fast schon zu schnell ging die Sonne unter. Die Idee war durch den Dickbusch auf eine kleine Lichtung zu pirschen, auf welche das Wild vermutlich zog.
Wir machten uns also auf den Weg, vorbei an fingerlangen Dornenbüschen, quer durch den Busch. Immer wieder nutzen wir kleinere Lücken zum Glasen. Dort wo die Sonne noch durchkam, hatten wir intensives warmes Licht, in den übrigen Bereichen war es schon schattig. Kurz bevor wir die Lichtung erreichten, blieb unser Berufsjäger stehen und baute, ohne ein Wort zu sagen den Schießstock auf. Anhand der Richtung konnte ich das Wild rechts von uns in einem hohen Gradpatsch sehen. Im Handumdrehen war die Vergrößerung von 4-fach auf 6-fach hochgedreht, um mehr Details zu erkennen.
Hier trennte sich gerade die Spreu vom Weizen:
Schwindendes Licht, Bewuchs im Vorfeld und mir unvertrautes Wild führten dazu, dass ich mich voll und ganz auf meine Optik verlassen musste. Ich wollte keinen Fehler machen. Unser Berufsjäger war die Ruhe weg.
In einer Lücke zwischen zwei Dornenbüschen, bestand die einzige Möglichkeit ohne Äste oder Gräser in der Geschossflugbahn, einen Schuss abzugeben. Die Stücke zogen langsam weiter. Sehr langsam. Gefühlt ging die Sonne dagegen im Eiltempo unter. Ich aktivierte meinen Leuchtpunkt, dezent und ohne zu überstrahlen, lag mein Absehen in der Lücke. Das Impala Schmaltier lief gemächlich in die Lücke, der Rest des Rudels zog etwas vor. Meine Chance. Jetzt keine Experimente dachte ich mir. „Voll aufs Blatt“ sollte der Schuss sein, damit wir keine Nachsuche oder lange Flucht hatten. „Wann immer Du willst, Du entscheidest.“ flüsterte der Berufsjäger. Und so brach der Schuss. Noch im Schuss sah ich wie das Stück zusammenbrach. Das restliche Rudel spritzte auseinander. Nach einem kurzen Moment gingen wir ans Stück.
„Superschuss!“, so das Urteil des Berufsjägers. Was wollte ich mehr? Eine Stimmung machte sich breit, die einzigartig war, oder besser, die das Gefühl von Afrika ausmacht.
Mein Fazit
Das MINOX RS-4 2.5 -10 x 50 erfüllt alle Anforderungen an ein modernes und praxistaugliches Universalglas. Sowohl für die Pirsch als auch für den Ansitz ließ dieses Zielfernrohr keine Wünsche offen.
Sinnvolle Features wie die Abschaltautomatik, ein fein einstellbarer Leuchtpunkt und die gut justierbare Parallaxeeinstellung, gepaart mit einer sehr guten optischen Leistung, sind nur die wesentlichen Leistungsmerkmale dieser Zielfernrohrserie. Mit Blick auf die Preisklasse von unter 1000€ bekommt man ein Glas, das wenig bis keine Wünsche für den Praktiker offenlässt. Alles in allem ist das MINOX RS-4 ein herausragendes Zielfernrohr, das durch Preis-Leistung, uneingeschränkte Praxistauglichkeit und Eleganz besticht, ganz egal, in welche Teile der Welt es den Jäger verschlägt.
Ivan von GEARTESTER
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Ausrüstung:
Sauer & Sohn 505 mit RS-4 2.5-10x50
MINOX X-range 10x42