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TESTBERICHT

MINOX Pro ZP 5 5-25 x 56 MR 2

Kann das Zielfernrohr auch das leisten, was hier versprochen wird?


Das MINOX PRO ZP 5 wurde über 6 Monate im In- und Ausland vom Hochsommer bis in den Bergwinter hinein getestet und waren begeistert. Bei Hitze, Dauerregen, Schneesturm und sogar einem Sturz beim Abstieg im Hochgebirge, musste diese Optik einiges ertragen.

Technische Details

Die Minox Zielfernrohrreihe ZP 5 wurde für ambitionierte Schützen und Jäger sowie die Behörden entwickelt. Die Technische Ausstattung lässt kaum Wünsche offen.

Unboxing 

Die erste Überraschung erwartet einen, wenn man das MINOX (ZP 5) auspackt, überragt es doch mit seinen 415 mm Länge die meisten Premiumgläser um einige Zentimeter. Das Mittelrohr mit hoher Wandstärke hat einen Durchmesser von 34 mm. Zwei Schutzkappen sind im Lieferumfang enthalten.

Sofort fällt auf, dass der Hersteller großen Wert auf die Ergonomie gelegt hat. Die Ballistiktürme rasten beim Drehen deutlich. Bis tief in die Dämmerung lässt sich so Nullposition durch die beiden dreieckigen Markierungen gut kontrollieren, wenn man wieder auf 100 m zurückdrehen muss. Das ist auch mit Fausthandschuhen kein Problem. 

Die erste Einstellung gilt dem Dioptrienausgleich bei maximaler Vergrößerung gegen den Himmel. Abschließend wird der Konterring fest angezogen. Die seitliche Parallaxenverstellung ist ebenfalls gut bedienbar, wobei der Hersteller hier keine Entfernungsskala angebracht hat. Die Einstellung nimmt der Schütze in Abhängigkeit von den atmosphärischen Bedingungen vor, was durchaus Sinn macht. Wird zum Beispiel nur der gegenüberliegende Wechsel mit bekannter Entfernung bejagt, stellt man die Parallaxe vorher passend ein. 

Ist die Entfernung genau gemessen, erfolgt die Klickverstellung gut fühlbar am Höhenturm. Wechseln die Entfernungen ständig wie bei der Stoppeljagd auf Fuchs, so muss der Jäger darauf achten, dass er vor Schussabgabe auch die Parallaxe richtig eingestellt hat.

Montage und Einschießen


Unser Minox PRO ZP 5 mit einem Mittelrohrdurchmesser von 34 mm wurde mittels Innomount Brückenmontage problemlos auf die Tikka Super Varmint im Kaliber 300 WSM montiert.

Die ersten drei Schüsse zum Setzen sind generell nötig, danach wird die Montage nochmals mit dem Drehmomentschlüssel angezogen. Nach einer 15 min Pause schossen wir die 5er-Gruppe und korrigierten mithilfe der Stellkappen Höhe und Seite, bis das Absehen mit dem Zentrum der Gruppe übereinstimmte. Nach einer weiteren Pause folgte die Kontrolle mit einer 3er Schuss-Gruppe. Zur Entkopplung der Stellkappen mit anschließender Nullung verwendet man einen 2 mm Inbusschlüssel.

Das MINOX ZP 5 im Jagdalltag

Nach dem Einschießen ging es dann ins Revier. Die ersten Einsätze Anfang des Sommers in der Feldjagd zeigten schon beeindruckende Ergebnisse. Wer bis dato ein Absehen 4 mit dimmbarem Leuchtpunkt gewohnt ist, wird besonders bei Entfernungen ab 150 m auf kleineres Wild und jenseits der 200 m auf Schalenwild die Absehenkontur mit zentralem Kreuz zu schätzen wissen.


Das Absehen befindet sich in der ersten Bildebene und kann links am Mittelrohr im Zentrum in 11 Stufen gedimmt werden. An sonnigen Tagen oder im Gegenlicht ist die Absehenbeleuchtung nicht mehr sichtbar. In der Praxis kann das verschmerzt werden, da sich die Kontur des Absehens deutlich vom Wildkörper oder der Zielscheibe abhebt.


Die Randschärfe und die Dämmerungsleistung sind beeindruckend, auch wenn man vorher mit anderen Premiumzielfernrohren gejagt hat.

Während der Sommerjagd war das Minox ZP 5 ständiger Begleiter auf der Stoppeljagd, wo so mancher Fuchs auch auf Entfernungen bis 450m zur Strecke kam. Hierfür bietet sich ein Laserentfernungsmesser mit integriertem Ballistikkalkulator an. Die eingegebenen Daten wurden vorher im Test zur Geschossablage auf Entfernungen bis 1000 m ermittelt und zusätzlich mit der Strelok Pro App verglichen.

Mit Beginn der Herbstjagd und den ersten Nebelfeldern, kommen diese Geräte bei diesiger Sicht gegebenenfalls an ihre Grenzen. Ohne ein Mildot Absehen in der ersten Bildebene sind Weitschüsse auf Wild dann nicht mehr zu verantworten. Mit dem ZP 5 ist es mithilfe des Absehens möglich, die Entfernungen berechnen. Das wurde spätestens in der zweiten Testphase bei der Gamsjagd in Österreich notwendig. Ständig aufziehende Nebelfelder mit einsetzendem Schneefall erschwerten die Gamsjagd, auch der Entfernungsmesser zeigte jetzt Fehlmessungen. Da bei dem ZP 5 MR 2 nur das Absehenkreuz beleuchtet ist, war mit zunehmender Dämmerung eine Entfernungsermittlung nicht mehr möglich. Bei diesen Bedingungen reduziert der verantwortungsvolle Jäger die Schussentfernung deutlich unter die 200 m. Der Hersteller bietet allerdings mit dem Modell MR 5 Pro ein komplett beleuchtetes Absehen an.

Wenn man die durchschnittlichen Kopf-Rumpflängen der zu bejagenden Wildarten im Kopf hat, kann man schnell die Entfernung berechnen. Jenseits der 300 m muss man allerdings genau arbeiten, denn bei einer falsch ermittelten Entfernung bspw. 325 m anstatt real 280 m beträgt der Geschossabfall bei unserer Testwaffe 14 cm mehr, dazu kommen weitere Faktoren wie Wind oder Höhe über NN. Ein Fehlschuss oder gar ein sehr schlechter Treffersitz wären die Folge. Zur Entfernungsermittlung kann der Schütze die Mrad Skala unten rechts im Absehen benutzen und so den Skalenwert genauer ablesen.

Für die meisten jagdlichen Entfernungen kann das ZP 5 mit der 25-fachen Vergrößerung in Abhängigkeit vom Umgebungslicht bestens zum Ansprechen benutzt werden. Bei weit entfernt stehendem Wild kann man, ausgehend von der geringen Vergrößerung nach Entdecken des Wildes, die Waffe stabil einrichten und dann den großen Zoom benutzen. Im nächsten Schritt muss die Parallaxe korrigiert werden. Ist die Entfernung korrekt ermittelt, korrigiert man den Geschossabfall am Höhenturm und berücksichtigt den Wind durch Verlagern des Haltepunktes.

Auf dunklen Wildkörpern wie Sauen oder einem Gamsbock ist die Absehenbeleuchtung durchaus hilfreich und kann je nach Umgebungslicht entsprechend eingestellt werden. In unserem letzten Beispiel haben wir Rotwild in größerer Entfernung im Winterwald durch das Zielfernrohr beobachtet. Eine jagdliche Schussabgabe bei diesen Entfernungen sollte unterbleiben. Der sportliche Longrange-Schütze hingegen wird sicherlich begeistert sein auf diese Entfernungen zu treffen.

Die Ballistiktabelle (eventuell mit Wildmaßen) kann man sich auch auf den Hinterschaft des Gewehrs oder in die Innenseite der Schutzkappe am Okular kleben. Für eine erfolgreiche Anwendung braucht es allerdings viel Übung, ständiges Trainieren der Entfernungsberechnung und einer Kontrolle durch den Rangefinder, der in jedem Falle dieser „alternativen“ Entfernungsermittlung vorzuziehen ist. MINOX hat dafür das X-range 10 x 42 im Programm.

Fazit


MINOX hat mit dem ZP5 ein absolutes Premiumgerät unter den Zielfernrohren im Repertoire. Ein CNC gefräster Rohrkörper aus Flugzeugaluminium und die Stickstofffüllung im Tubus sind die Basis für härteste Beanspruchungen im Jagdalltag. Das Ansprechen des Wildes auf größere Entfernungen ersetzt in vielen Fällen das Spektiv. Das feine Absehen in der ersten Bildebene wird so mancher Jäger zu schätzen wissen, besonders wenn es mal schnell gehen muss oder elektronische Geräte bei Nebel oder Schneefall Fehlmessungen zeigen. In solchen Situationen und beim Weitschuss ist man mit diesem Zielfernrohr gegenüber den allgemein verwendeten Absehen 4 in der zweiten Bildebene klar im Vorteil.


Die optische Qualität mit absoluter Schärfe bis in den Randbereich ist herausragend und rechtfertigt allemal den Anschaffungspreis. Minox gibt für den Handel eine unverbindliche Preisempfehlung von 3223,00 € vor. Der ambitionierte Feldjäger oder Bergjäger wird mit dem Minox PRO ZP 5 MR2 seine Freude haben.